Kinder haben eine andere ästhetische Wahrnehmung als Erwachsene. Sie sehen z.B. in Wolkenbildern komplexere Formen und entwickeln dazu Phantasien, die uns bereits abhanden gekommen sind. Farbkombinationen von orange, rot, violett, pink und grün werden als schön und zueinander passend gesehen. Das ist die bunte Welt der Kinder, die sich noch keiner Norm unterworfen hat und sich nicht fragt, ob das dem anderen gefällt.
Unter der Förderung von Kreativität verstehen wir, Kindern die Materialien, die sie benötigen zur Verfügung zu stellen und uns in ihre Schöpfungen nicht wertend einzuwischen. Das heißt nicht, dass wir keine gezielten Angebote zur ersten Begegnung mit Kunst und Kultur machen, sondern, dass wir jedes Werk, das ein Kind erstellt würdigen und es uns erklären lassen. Immer wieder spannend ist es, die Malentwicklung der Kinder zu beobachten und entsprechend zu dokumentieren. Die Wahl der Farben, die Entwicklung vom „Kritzel-Kratzel“ zum ersten Kopffüßler bis hin zu ausdrucksstärkeren Bildern verläuft bei jedem Kind in unterschiedlicher Art und Weise und Intensität.
Der Erwerb anderer gestalterischer Ausdrucksformen ist nur möglich, wenn wir den Kindern entsprechend Raum, Material und Zeit zur Verfügung stellen. Wir bieten im Rahmen unseres jeweiligen Jahresthemas und der Jahreszeiten ebenso gezielte Mal - und Bastelangebote an, respektieren aber auch, wenn ein Kind diese Angebote nicht annehmen möchte oder sie nach seinem ästhetischen Empfinden erweitert oder abändert.
Sinneserfahrungen durch den Umgang mit verschiedenen Materialien verfeinern die Hand -Augekoordination, den Tastsinn, die Wahrnehmung von Gesamtkompositionen, das Raumlageverständnis und bereiten den Kindern darüber hinaus auch noch Spaß und Freude am eigenen Tun. Die meisten Werke werden zur Würdigung dementsprechend im Flur und in den Gruppenräumen ausgestellt. Künstlerische Ausdrucksformen erleben die Kinder aber auch im Tanz, in Rollenspielen und dem jeux dramatique, das gruppenübergreifend von einer darin ausgebildeten Kollegin angeboten werden kann. Selbst bei den Waldbesuchen werden Städte gebaut und Naturbilder erstellt, in der Hoffnung, sie nach einigen Wochen wieder zu entdecken und zu beobachten, ob sich daran in der vergangenen Zeit etwas verändert hat.
Im Laufe der Kindergartenzeit erwerben die Kinder das Wissen um verschiedene Techniken, den Farbkreis, Materialbeschaffenheit, geometrische Formen und erleben vor allem die Freude an ihren eigenen Werken und an Gemeinschaftsarbeiten.